Die Jahre 1946 – 1966 | Friede und Wiederaufbau
1946 wird nach drei Jahren ohne Generalversammlung die Kassenabrechnung seit 1942 nachgeholt. Der Überschuss beträgt 429,16 Mark. Und nach den entbehrungsreichen Kriegsjahren will die Wehr auch wieder feiern – und wie! Das geschlossene Vergnügen am 6. Juli ist „sehr gut besucht“ und verläuft „in voller Harmonie“, heißt es im Protokoll. Und weiter: „Wegen der Sperrstunde durfte in der Zeit von 23 Uhr bis 5 Uhr niemand den Saal verlassen. Aber auch danach dachten nur wenige daran, nach Hause zu gehen.“
1947 erringt die neue Wettkampfgruppe unter Walter Sohns auf Anhieb den ersten Platz bei den Feuerwehrwettkämpfen im Regierungsbezirk. Es ist der Grundstein für eine 18-jährige Erfolgsgeschichte. Bis 1965 ist die Lühnder Wehr auf Kreisebene zwölfmal unter den ersten Drei und siegt siebenmal im Regierungsbezirk. Die ersten Urkunden werden am 18. Dezember 1947 in der Gastwirtschaft Platz aufgehängt, dem neuen Vereinslokal der Wehr.
1948 erhält die Wehr ihre erste elektrische Sirene – ein Handgerät. Es ist keine ldeallösung. Sie sei schlecht zu hören, wird später kritisiert. Im Juni kommt die Währungsreform. Am Abend vor der Umtauschaktion wird die Lühnder Feuerwehr zur Bewachung des neuen Geldes alarmiert. Es lagert im Tresor der Spar- und Darlehenskasse. Am nächsten Tag, am Sonntag, dem 20. Juni 1948, werden einige Feuerwehrkameraden als Ordnungsdienst bei der Ausgabe der Deutschen Mark eingesetzt. Durch die Währungsreform verliert auch die Feuerwehr ihre gesamten Mittel. Ein Tanzvergnügen, so wird im August beschlossen, soll neues Geld in die Kasse bringen.
1949 wird die Bundesrepublik Deutschland gegründet. In Lühnde kehrt der Feuerwehrkamerad Heinrich Grefe (Tischler) aus russischer Kriegsgefangenschaft zurück.
1950 wird Willi Ahlwes als Ortsbrandmeister wiedergewählt. Er ist jetzt 30 Jahre in der Wehr, davon 25 Jahre im Kommando. In der zweiten Jahreshälfte werden die Uniformen durch Schirmmützen ergänzt. Doch das Geld ist knapp: Wer es sich leisten kann, wird gebeten, sich die Mütze selbst zu kaufen. Am 25. Dezember unterbricht Alarm die Weihnachtsruhe. Die Wehr muss nachts zu einem Stall- und Scheunenbrand auf dem Willerschen Hof nach Algermissen ausrücken.
1951 werden der Kreisfeuerwehrverband und der Landesfeuerwehrverband gegründet. Die Lühnder Wehr schließt für zunächst 30 Mitglieder eine Zusatzversicherung ab, die Unfälle und Schäden bei Einsätzen abdeckt. Der Jahresbeitrag der Wehr wird auf vier Mark erhöht.
1952 kritisiert ein Brandverhütungsingenieur den Wassermangel im Dorf und verlangt den Bau von zwei Großbehältern für je 100 Kubikmeter. Gefordert wird so viel Wasser, dass acht Großgeräte zwei Stunden lang eingesetzt werden können. Am 8. und 9. Juni feiert die Wehr ihr 50-jähriges Bestehen. Kurz zuvor hat die Gemeinde 30 neue, blaue Uniformröcke bewilligt. Am Umzug mit der festlich geschmückten alten Spritze nehmen alle Vereine, drei Kapellen und 35 Wehren mit 400 Mann teil, Schulkinder zeigen Märchenbilder. Zum Jubiläum findet auch das Kreisfeuerwehrverbandsfest in Lühnde statt.
1953 erhält Lühnde eine fest installierte elektrischer Sirene, die seitdem jeden Sonnabend um 12 Uhr mit einem Probealarm kontrolliert wird. Das Gerät kostet 746 Mark. 600 Mark zahlt der Feuerschutzfonds, den Rest die Gemeinde. Sie verwendet dafür die 153 Mark, die Lühndes Wehr als Vergnügungssteuer für das Jubiläumsfest zahlen musste. Auf Beschluss der Generalversammlung werden alle Kameraden, die seit mindestens 40 lahren dabei sind, zu Ehrenmitgliedern ernannt, ebenso die über 65-Jährigen, die seit wenigstens 20 Jahren in der Wehr sind. Im Februar werden neue Feuerwehrausweise eingeführt. Zweimal muss die Wehr zum Löschen ausrücken: Im Juni steht in Ummeln ein Dachstuhl der Tonröhrenfabrik in Flammen, im August brennen in Algermissen Stall und Scheune des Bauern Busche nieder.
1954 sind die Lühnder Löschkräfte am 12. Oktober nur sieben Minuten nach der Alarmierung beim Brand des Werkshauses von H. Hennies in Wätzum und damit als erste auswärtige Wehr am Einsatzort.
1955 werden neue Dienstabzeichen für langjährige Mitglieder eingeführt. Für zehn Jahre gibt es einen Streifen am rechten Ärmel, für 25 Jahre zwei Streifen. Das unbeheizte Spritzenhaus bringt im Winter die Motorspritze in Gefahr. Sie soll bei starkem Frost künftig ins Backhaus gebracht werden.
1956 rückt die Wehr am 30. Januar bei grimmiger Kälte nach Bolzum aus. Die Schläuche sind sofort vereist. Das Wohnhaus und die Scheune von Koppenburg brennen nieder. Am 27. Oktober erhält Lühnde ein neues Löschfahrzeug. Das LF 8 (Typ Opel Blitz) von der Firma Graaf aus Elze wird – festlich geschmückt – bei strömendem Regen am Alex feierlich übergeben.
1957 wird die Lühnder Wehr in die Kreisbereitschaft eingegliedert.
1958 beschließt die Generalversammlung einstimmig die Übernahme einer Feuerwehr-Mustersatzung des Innenministeriums. Damit können erstmals auch fördernde Mitglieder aufgenommen werden. Der Mindestbeitrag wird auf 50 Pfennig im Monat festgelegt. Am 9. September wird nach einem Scheunenbrand bei Wirries in Algermissen im Protokollbuch erstmals eine neue Gefahrenquelle notiert: Zündelnde Kinder.
1959 heißt es am 24. April nach einem Brand bei Höhne (Stall und Wohnhaus) in Wätzum erneut: „Durch Kinderhand entzündet“. Am 1. Dezember kämpft die Wehr zwei Stunden lang vergeblich gegen einen Scheunenbrand auf dem Hof Schmidt in Oesselse.
1960 kündigt Ortsbrandmeister Willi Ahlwes erstmals die Vorführung von Trockenlöschern an. Die Wettkampfgruppe erzielt ihren größten Erfolg: Mit dem dritten Sieg in Folge verteidigt sie erneut den Wanderpokal der Bezirksregierung, der damit Eigentum der Wehr wird.
1961 verläuft ruhig – bis zum 21. November. Alarm um 18.15 Uhr: Auf dem Hof von Heinz Grefe brennt der Weideschuppen. Das Feuer kann schnell gelöscht werden. Zweieinhalb Wochen später, am 9. Dezember, folgt der nächste Alarm: wieder um 18.15 Uhr, wieder Hof Grefe. Diesmal brennen Scheune und Viehstall. Alle Kühe, Rinder, Kälber und Schweine können gerettet werden. Doch die Gebäude, Heu- und Strohvorräte sowie ein Gummiwagen sind verloren. Bis 1 Uhr nachts kämpfen zeitweise neun Wehren gegen die Flammen. Sie können ein Übergreifen des Feuers auf Wohnhaus und Nebengebäude verhindern. Die Brandursache ist schnell geklärt: In beiden Fällen hat das 15-jährige Dienstmädchen der Familie gezündelt. Zwei Tage später wird die 55-jährige Martha Seemann, die mit ihrer Familie im Haus Grefe wohnt, von der einstürzenden Giebelwand des zerstörten Stalls erschlagen. In der Brandnacht hatten die anwesenden Experten diese Wand als standfest beurteilt. Ein tragischer Irrtum.
1962 will Ortsbrandmeister Willi Ahlwes – inzwischen 70 Jahre alt – sein Amt aufgeben, lässt sich jedoch überreden, noch drei Jahre bis zu seinem 25-jährigen Brandmeister-Jubiläum weiterzumachen. Er wird einstimmig wiedergewählt. Zweimal muss die Wehr in diesem Jahr ausrücken: Am 13. Oktober steht in Algermissen die Trocknungsanlage der Zuckerfabrik in Flammen, am 12. November brennt ein Dachstuhl in Wehmingen ab.
1963 erhält die Wehr eine vierteilige Steckleiter – aus Holz. Am 26. März brennt in Lühnde die Scheune von Hermann Dohrs. Wieder einmal ist die Ursache: „Von Kinderhand gelegt.“
1964 wird die Wehr im September an zwei aufeinander folgenden Tagen alarmiert: wieder Brandstiftung. Beide Male brennen ein Stall und eine Scheune samt Vorräten und Geräten aus, am 4. September in Wirringen, am 5. September in Algermissen.
1965 möchte Ortsbrandmeister Willi Ahlwes erneut aus Altersgründen zurücktreten. Doch noch mag niemand in seine Fußstapfen treten.
1966 scheint die Nachfolge geregelt. Heinrich Bruns wird einstimmig zum neuen Ortsbrandmeister vorgeschlagen und erklärt sich bereit, das Amt nach einjähriger Einarbeitung zu übernehmen. Willi Ahlwes stimmt zu und macht vorerst weiter.