Die Jahre 1920 – 1933 | Hauptmann Karl Rädeke

1920 wird Bolzum durch eine Serie von Brandstiftungen heimgesucht. Viermal rückt die Lühnder Wehr aus. Immer brennen Stall und Scheune von Landwirten des Nachbardorfes. Auch in Lühnde wird die Feuerwehr alarmiert: Am 3. Oktober brennt die Scheune des Hofbesitzers Behrens vollständig aus. Als Nachfolger von Heinrich Leonhardt ist inzwischen Karl Rädecke Hauptmann der LühnderWehr.

Karl Rädeke

1921 ist die Wehr 58 Mitglieder stark. Am 18. Januar, einen Tag nach der Generalversammlung, werden sie erneut alarmiert. Am Materiallagerplatz der Kanalbauer brennt der Kohlenschuppen. Im September folgen zwei weitere Einsätze: Am 26. steht in Algermissen die Scheune des Landwirts Voges in Flammen, am 30. brennt das Doppelwohnhaus der Witwe Bruns in Lühnde bis auf die Grundmauern nieder. „Die Löscharbeiten wurden durch den großen Wassermangel sehr erschwert“, vermerkt das Protokoll.

1922 wird der Jahresbeitrag auf drei Mark angehoben. Die Gemeinde bleibt von Feuern verschont.

1923 beschließt die Generalversammlung, die Kameraden über 60 Jahre von den Beiträgen zu befreien. Die Kanalbauverwaltung hat inzwischen einen Hydranten installiert. Am 5. Oktober wird er zum ersten Mal eingesetzt, als durch einen Kurzschluss die Scheune des Lühnder Landwirts Fr. Heddenhausen niederbrennt. Der Hydrant kam „sehr gut zu statten“, heißt es im Protokoll.

In diesem Jahr erreicht die Inflation ihren Höhepunkt. Anfang Januar hat die Wehr 5240 Mark in der Kasse. Am 11. Februar sammeln einige Kameraden Stroh, um den Bestand zu erhöhen. Für dreieinhalb Zentner erhalten sie 56000 Mark. Mitte Mai sind für das Bier einer abendlichen Versammlung schon 62000 Mark fällig, am 23. Dezember 12 Billionen Mark. Der Überschuss am Jahresende: 6,599 Billionen Mark, gleich 6,50 Goldmark.

1924 rückt die Wehr dreimal nach Algermissen aus, muss jedoch nie eingreifen.

1925 brennt am 8. Juni das Gemeinde-Backhaus nieder. Das Feuer war im benachbarten Holzvorrats-Schuppen entstanden. Auch die benachbarten Wehren aus Algermissen, Wätzum, Bledeln und Bolzum rücken an. Die Lühnder Löschkräfte bekommen den Brand allerdings ohne ihre Hilfe unter Kontrolle.

1926 wird nach einem Stallfeuer bei H. Hennies in Wätzum (31. August) beschlossen, dass bei auswärtigen Bränden auch die Steigerzüge beim Pumpen helfen sollen.

1927 feiert die Lühnder Feuerwehr ihr 25-jähriges Bestehen – bei strahlendem Sonnenschein. Dabei war das ganze Jahr verregnet. Doch kurz vor dem feierlichen Umzug am 3. Juli klart der Himmel auf. Begleitet von sechs Musikkapellen marschieren 38 Wehren und Vereine mit 900 Mann durchs Dorf. Der Eintritt ins Festzelt kostet 50 Pfennig.

1928 wird auf der Generalversammlung erstmals über die Anschaffung von Motorspritzen geredet. Doch das dauert noch Jahre. Am 5. Juli wird die Wehr zu einem dramatischen Einsatz nach Tiefenbeck alarmiert. Eine hölzerne Wohnbaracke mit Pappdach, in der fünf Familien leben, brennt „in kürzester Zeit nieder“, heißt es im Protokoll. „Einige Familien konnten nur ihr eigenes Leben retten.“

1929 treten die Gründungsmitglieder W. Rautenberg, H. Grefe und H. Gott aus der Wehr aus. 17 Kameraden hatten ihren Ausschluss verlangt, weil sie seit Jahren nicht zu Übungen kamen. Das Ehrengericht hatte daraufhin beschlossen, sie von der Front abzuziehen und in die Wachmannschaft einzugliedern.

1930 tritt Steigführer August Wehrspohn aus Altersgründen zurück und wird zum Ehrenmitglied ernannt.

1931 werden auf der Generalversammlung zum ersten Mal zwei Sanitäter gewählt.

1932 besteht die Wehr seit 30 Jahren. „Den ernsten Zeit entsprechend wird von einer größeren Feier Abstand genommen“, beschließt die Generalversammlung.

1933 muss die Wehr nur zu einem Stall. und Scheunenbrand anch Algermissen ausrücken (bei Teltemann am 25. August). In Deutschland haben Nationalsozialisten die Macht übernommen. Nach und nach ändern sie auch das Feuerlöschwesen. Der Drill nimmt zu. Am 6. September ist erstmals eine abendliche Übung mit anschließender „Vorführung eines Manövers“ im Protokollbuch verzeichnet.


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